Mein Weg zum Mainframe

FI-TS Blog
FI-TS Blogbeitrag Robert Recknagel auf dem Weg zu Mainframe

Robert Recknagel von FI-TS beschreibt seinen Weg zum Mainframe und was ihn daran so fasziniert.

 

Neulich fragte mich meine Kollegin Nadine Knur, wie ich eigentlich als Student darauf gekommen bin, mich in Richtung Mainframe zu spezialisieren. Ganz einfach: Weil mich Mainframe begeistert! Warum das so ist und wie ich mich im Laufe meines Studiums zum Mainframe Spezialisten entwickelte, werde ich Ihnen in diesem Blogbeitrag erzählen.

Nach dem Abitur mit Spezialisierungsrichtung Informatik entschied ich mich, das Informatik-Studium an Deutschlands zweitältester Universität in Leipzig aufzunehmen. An der Uni haben mein heutiger Vorgesetzter, Dr. Thomas Cornelius, sowie Helena Heinichen von Personal um Mainframe-Nachwuchs geworben.
Als mir nach dem Grundstudium die freie Wahl von Vorlesungen möglich war, suchte ich mir unter anderem aufgrund des interessanten Titels die Vorlesung „Enterprise Computing“ aus. Hinter diesem Namen steckte eine von Prof. Wilhelm G. Spruth (ehemals IBM) und Dr. Paul Herrmann gehaltene Vorlesung, in der ich  nicht nur etwas über die Geschichte des Mainframe und seine Bedeutung bis zum heutigen Tage lernte, sondern in kleinen praktischen Übungen auch zum ersten Mal in direkten Kontakt mit der Maschine kam. Dabei löste die ungewohnte, konsolenähnliche Oberfläche des Mainframe-Betriebssystems z/OS zunächst keine Begeisterungsstürme bei mir aus. Mit der Zeit gewöhnte ich mich jedoch daran und erkannte, dass man bestimmte Aufgaben mit einer solchen Oberfläche deutlich schneller bewältigen kann, als mit einer Desktopumgebung, wie sie beispielsweise in Windows oder Linux zu finden ist.

Im Laufe des Semesters fragte mich einer der Dozenten, ob ich ihn bei der Aktualisierung der Webseite zur Vorlesung unterstützen könne. Die damit in Verbindung stehenden Aufgaben schufen weitere Berührungspunkte mit dem Mainframe, da der HTTP Server, unter welchem die Webseite lag, auf dem Mainframe angesiedelt war.

IBM zSummer University und Master the Mainframe Contest
Die Folgevorlesung im Sommersemester bewog mich schließlich dazu, mich für ein zweiwöchiges Intensivpraktikum zum Thema Mainframe bei der IBM zu bewerben. Während der sogenannten IBM zSummer University im IBM Entwicklungslabor in Böblingen bei Stuttgart wurde meine Begeisterung für den Mainframe endgültig geweckt und es entstand schließlich der Wunsch später in diesem Aufgabengebiet zu arbeiten. In den zwei Wochen im Entwicklungslabor lernte ich unter anderem das Datenbank- und Transaktionsmanagementsystem IMS kennen, dessen Installation, Wartung und Optimierung heute zu meinen Hauptaufgaben gehört.

Die Organisatoren der IBM zSummer University waren es schließlich auch, welche mich einige Zeit später auf den Master the Mainframe Contest für Deutschland, Österreich und die Schweiz hinwiesen. In diesem Wettbewerb können Schüler und Studenten aus den drei genannten Ländern gegeneinander antreten. Meine Erfahrungen aus den praktischen Übungen zu den beiden belegten Mainframe-Vorlesungen, sowie diejenigen von der IBM zSummer University, machten es mir leicht die drei Stufen des Wettbewerbs erfolgreich zu meistern .

Bachelorarbeit: Hierarchische Datenbanken in IMS
Als schließlich meine Bachelorarbeit anstand, fragte ich Dr. Paul Herrmann nach einem Thema mit Mainframe-Hintergrund. Seine Wahl fiel schließlich auf das Datenbank- und Transaktionsmanagementsystem IMS. Aufgrund seiner mittlerweile annähernd 50-jährigen Geschichte stellte sich das Einarbeiten in IMS nicht gerade als einfache Aufgabe heraus. Denis Gäbler von IBM und Henry Kiesslich von Kiesslich Consulting (ehemals ebenfalls IBM) unterstützten mich jedoch dabei und so gelang es mir eigene Datenbanken im IMS zu implementieren und mit Daten zu befüllen sowie diese wieder daraus abzufragen. Die dabei gewonnenen praktischen Erfahrungen bildeten die Grundlage für meine Bachelorarbeit. Zudem schrieb ich ein Tutorial für Studenten, welches IMS in den praktischen Teil der Mainframe-Vorlesungen an der Universität Leipzig einbringen sollte.

Praktikum bei einer deutschen Bank
In Folge meiner Bachelorarbeit auf dem Gebiet IMS kam ein drei monatiges Praktikum bei einer deutschen Bank zustande. Bei der Bank beschäftigte ich mich mit der Untersuchung moderner Zugriffswege auf durch IMS verwaltete Daten unter Einsatz der auf dem Mainframe noch nicht so weit verbreiteten eingesetzten Programmiersprache Java. Ich wollte mit meinen Untersuchungen eine Brücke zwischen den modernen Oberflächen heutiger Anwendungen und den teileweise bereits seit Jahrzehnten bestehenden IMS-Datenbanken schaffen. Obwohl zur Bewältigung dieser Aufgabe nur drei Monate zur Verfügung standen, gelang es mir mehrere lauffähige Beispielanwendungen zu entwickeln sowie deren Implementierung und Architektur in einer umfangreichen Praktikumsarbeit zu dokumentieren.

Masterarbeit: SQL-Zugriff auf IMS-Daten
Auch nach Ende des Praktikums ließ mich die Thematik nicht los. Ich implementierte weitere Beispielanwendungen auf dem Mainframe der Universität – woraus sich schließlich das Thema für meine Masterarbeit entwickelte. Für diese entwarf ich eine komplexere IMS-Datenbank, verschiedene in Java programmierte Anwendungen und ein web-basiertes Frontend. Ich untersuchte hierbei verschiedene Architekturen, welche unter anderem auch die einfache Anbindung bestehender Mainframe-Anwendungen an das moderne Frontend ermöglichen sollte. Dank weiterer Unterstützung seitens der Bank sowie durch Denis Gäbler und Henry Kiesslich wurde die Masterarbeit ein voller Erfolg.
Daraufhin wurde ich auf das IBM IMS Technical Symposium eingeladen und hielt dort einen gut besuchten Vortrag über den Einsatz der modernen Anfragesprache SQL zum Zugriff auf hierarchische IMS-Daten. Im Rahmen der Masterarbeit entstanden zudem zwei weitere IMS-Tutorials für die Studenten der Universität Leipzig. Diese beschäftigen sich mit den Themen, welche ich während des Praktikums und in der Masterarbeit betrachtet habe.

Platz 11 bei der Master the Mainframe World Championship
In derselben Zeit rief mich IBM an und nominierte mich als einzigen Deutschen für die erste Master the Mainframe World Championship. In diesem Wettbewerb traten 42 Studenten aus 22 Ländern gegeneinander an – die besten der über 20.000 Teilnehmer aus den regionalen Master the Mainframe Contests der vergangenen Jahre. Im April 2014 reiste ich zum Finale nach New York und erreichte dort den 11. Platz. Die kurze USA-Reise war eine der prägendsten Erfahrungen in meinem bisherigen Leben.

Robert Recknagel (FI-TS) mit Bernd Daubner (FI-TS)

Robert Recknagel (links) und sein FITS-Kollege Bernd Daubner in Montréal

Finanz Informatik Technologie Service (FI-TS)
Gegen Ende meines Studiums entstand schließlich über einen meiner beiden Unterstützer während der Bachelor-und Masterarbeit der Kontakt zu FI-TS. Dort startete ich im Juli 2014 als IMS-Systemprogrammierer in mein Berufsleben. In kurzer Zeit lernte ich von meinen Kollegen sehr viel mehr über IMS. Schon nach wenigen Wochen half ich im täglichen Geschäft mit und bekam einen Eindruck der enormen Bedeutung von IMS für einige FI-TS-Kunden. Meine Arbeit ermöglichte es mir zudem meine Untersuchungen im Hinblick auf die Modernisierung der Anwendungslandschaft im IMS-Umfeld fortzusetzen. Dies resultierte in einer erneuten Einladung zum IBM IMS Technical Symposium im März 2015 und einem zweiten Vortrag über web-basierte IMS Anwendungsarchitekturen. Aufgrund der guten Resonanz auf diesen Vortrag wurde ich von der GSE – einer Vereinigung von Firmen, welche Mainframe-Technologie einsetzen – eingeladen diesen Vortrag im Juni 2015 auf der GSE Nordic Region Conference in Göteborg wiederholt zu halten. Neben diesen Konferenzen vertrete ich FI-TS mittlerweile auf weiteren internationalen Konferenzen, was mich in diesem Jahr nach Warschau und Montréal (siehe Foto) gebracht hat.

Mainfraime begeistert mich
Meine Begeisterung für den Mainframe ist auch nach den nun gut eineinhalb Jahren im Berufsleben ungebrochen, denn entgegen der viel vorherrschenden Meinung steckt im Mainframe modernste Technologie und keine andere Plattform ist ausfallsicherer und leistungsfähiger hinsichtlich hoher Transaktionsraten. Als Herausforderung für die Zukunft sehe ich es, unsere Kunden für den Einsatz moderner Funktionen im Anwendungsumfeld Mainframe zu begeistern und zu beraten. Hierfür untersuche ich weiterhin neue Technologien und war auch wieder beim IBM IMS Technical Symposium 2016 -PDF in Wiesbaden mit einem Vortrag vertreten. Sie werden bald hier im FI-TS Blog etwas darüber lesen können.

 

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