Blockchain, Smart-Contracts –leere Buzzwords oder Chancen für Versicherer?

Die Zukunft sichern durch Veränderung

Disruptive Technologie, digitale Transformation – vor keiner Branche machen diese Begriffe halt. Doch sind es, insbesondere für Versicherer, nur Buzzwords ohne verwertbaren Inhalt oder bieten sich hier Chancen, klassische Produkte durch Innovationen für den Kunden noch wertvoller zu machen? Welche Herausforderungen gibt es, welche Bedürfnisse können durch die Nutzung von Blockchain-Technologie erfüllt werden?

Beim „World Café“ Düsseldorf trafen sich Vertreter aus der Versicherungsbranche, um diesen Fragen nachzugehen. Nach einer aufschlussreichen Einleitung von Herrn Professor Ittner ging es in verschiedenen Arbeitskreisen weiter, um Ideen zu entwickeln und von verschiedenen Seiten zu beleuchten.

Doch zuerst: Was ist überhaupt eine Blockchain?

Prof. Dr. Ittner, Experte für Blockchain an der Hochschule Mittweida, erläutert die Grundlagen und die Feinheiten der Blockchain speziell für die Versicherungsbranche

In der Blockchain werden Datensätze zu einem bestimmten Sachverhalt, z.B. Transaktionen, unaufhörlich aneinandergereiht und durch kryptographische Verfahren fälschungssicher und transparent hinterlegt.

Neben reinen Informationen wie Zeit, beteiligte Personen, Mengen etc. können auch Programme in den Datensätzen der Blockchain enthalten sein, die bei bestimmten Einträgen passende Aktionen ausführen. So kann z.B. nach einer bestimmten Zeit eine Übertragung einer Information stattfinden, wenn alle Bedingungen erfüllt sind. Dies sind die sogenannten „Smart Contracts“.

Somit bietet die Block-Chain – in Verbindung mit automatischen Prozessen als „Smart Contract“ – die Möglichkeit, Vertrauen und Transparenz mittels dezentraler Datenhaltung und Automatisierung zu sichern. Die Verführung ist groß, unbesonnen auf den Zug innovativer Technologie aufzuspringen, um nichts zu verpassen.

Doch welche sind die Richtigen? Worauf ist beim Einsatz der Blockchain bei Versicherungen zu achten? Diese Eigenschaften sind das Besondere an der Blockchain:

  • Unveränderlichbarkeit

Die in der Blockchain gespeicherten Daten werden nicht wie bisher in einer zentralen Datenbank, sondern in vielen, identischen Datensätzen bei den Teilnehmern gespeichert. Nur wenn eine Mehrheit einer Veränderung aus gutem Grund zustimmt, ist eine nachträgliche Änderung theoretisch möglich – aber wegen des großen Aufwands äußerst selten.

  • Neutralität

Anstatt einer zentralen Instanz, wird die Verantwortung für die Korrektheit der Daten auf die Communitiy übertragen. Eine Einflussnahme einzelner ist somit praktisch ausgeschlossen.

  • Transparenz

Auch hier punktet die dezentrale, öffentliche Speicherung der Daten an verschiedenen Orten bei der Community, genau wie bei den Vorteilen durch:

  • Replikation / mehrfache Redundanz

Um den zeitlichen Verlauf der einzelnen Transaktionen darzustellen, bietet die Blockchain zudem

  • Sicherheit durch Zeitstempel

Da jede Transaktion einen Zeitstempel erhält, der aus den oben genannten Gründen nach seiner Bestätigung durch das Netzwerk bestätigt wird und danach kaum mehr zu verändern ist, kann jederzeit nachgewiesen werden, wer zuerst in Besitz eines Werts, einer Idee, eines Vertrags oder ähnlichem war – oder noch ist.

Wo kann uns die Blockchain denn nun helfen?

Hans Schätzle von FI-TS moderiert den Tisch „Kriterien für die sinnvolle Nutzung der Blockchain bei Versicherungen“

Um herauszufinden, welche Lösungen durch Einsatz der Blockchain sinnvoll sind, gilt es, sie anhand der genannten Kriterien zu überprüfen.

Im Rahmen des World Cafés in Düsseldorf ging es nun weiter, verschiedene Ideen – und daran mangelte es den Teilnehmer aus diversen Bereichen der Versicherungsbranche nicht – zu bewerten und einzuordnen. Von Fahrrädern über Diamanten und deren Eigentumshistorie über die automatische Abwicklung von Versicherungsfällen bei Naturkatastrophen wurde einiges auf den Prüfstand gestellt und brachte die Gewissheit: Es gibt eine ganze Menge guter Ideen, deren Umsetzung Versicherungen und ihren Kunden helfen können, doch es ist nicht alles Gold, was auf den ersten Blick glänzt.

 

Beim Brainstorming mit Prof. Ittner entwickeln Fachleute aus der Versicherungsbranche Ideen, wie man die Blockchain im Versicherungsumfeld einsetzen könnte

Auf alle Fälle sinnvoll ist zum Beispiel die Verwendung der Blockchain zum lückenlosen Nachweis über die Eigentumsverhältnisse versicherter Sachen, die während ihres Lebenszyklus‘ den Besitzer wechseln. Eigenschaften, die den Wert des Gutes verändern, werden dank Blockchain lückenlos erfasst. So können diese einem Zeitraum und damit einem Besitzer eindeutig zugeordnet werden und helfen somit, Vertragssicherheit herzustellen.

Weniger geeignet sind Verhältnisse zwischen nur wenigen Parteien, die sich im Laufe der Zeit nur wenig verändern – hier ist die klassische Datenbank oft auch weiterhin die beste Wahl.

Fazit

Wann immer Sie sich die Frage stellen, ob eine Blockchain-Lösung das richtige für Sie ist, prüfen Sie zuerst, ob die oben genannten Vorteile dieser Technologie Ihr Problem beseitigen. Tun sie das, sind Sie auf dem richtigen Weg! Wenn nicht, ersparen Sie sich von vorneherein eine Menge Zeit und Geld.

 

Wir wünschen viel Erfolg bei diesem spannenden, zukunftsweisenden Thema!

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